Systemaufstellungen

Alle glücklichen Familien ähneln einander.
Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.
Leo N. Tolstoi

Definition:

Familienaufstellungen umfassen eine Reihe erfahrungsbezogener Verfahren der systemischen Psychotherapie. Es können auch sonstige  Systeme wie Organisationen, Betriebe oder Bevölkerungsgruppen aufgestellt werden. Mit Hilfe von Bodenankern lässt sich die Methode auch im Einzelsetting anwenden. 
Als Psychotherapie-ergänzende Maßnahmen gehen sie in ihrer Wirkung über Psychotherapie hinaus und sind auch vorbeugend als Burnout-Prävention wirksam . Dabei spielt die sogenannte stellvertretende Wahrnehmung durch Stellvertreter innerhalb eines räumlich definierten Feldes eine entscheidende Rolle. Der zugrunde liegende Mechanismus gilt als vielfach gesichert durch Erfahrung, ist wissenschaftlich jedoch ungeklärt.  Systemische Aufstellungen machen erlebbar, was uns im Tiefsten als Menschen verbindet, ohne unsere kulturelle oder religiöse Identität infrage zu stellen.

Vorgehen:

In einer Gruppe von 8-15 Personen präsentiert ein Teilnehmer ein persönliches Anliegen, das in biografischem Zusammenhang mit seiner Herkunfts-oder Gegenwartsfamilie  bzw. seinem Arbeitsteam steht. Anschließend werden von ihm aus der Gruppe Stellvertreter für die wichtigsten agierenden Personen einschließlich ihm selbst ausgewählt und intuitiv von ihm selbst im Raum positioniert. Diese Stellvertreter teilen dann ihre allgemeinen und körperlichen Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken mit, die sie am jeweiligen Ort erleben. Das Anfangsbild macht bestehende Verstrickungen sichtbar, mit denen die Beziehungen belastet sind. Im nächsten Schritt finden Änderungen der räumlichen Anordnung der Stellvertreter statt, die zu positiver Veränderung des Befindens bei möglichst sämtlichen Beteiligten führen sollen. Das Lösungsbild entspricht dann den Bedürfnissen aller Stellvertreter besser und lässt Lösungsmöglichkeiten von Konflikten und der Neugestaltung von Bindungen erkennen. Die dabei stattfindende Veränderung betrifft die inneren Bilder der aufstellenden Person, weniger konkrete Handlungsanleitungen. Dennoch können auch die Systeme selbst dadurch konkrete Verbesserungen in der Folge erfahren.
Von der mit solchen Aufstellungen verbundenen Selbsterfahrung profitieren unausgesprochen auch die aufgestellten Stellvertreter durch eigene Selbsterfahrung.

Variante mit nonverbaler Kommunikation:

Anstatt der Personen werden zunächst Musikinstrumente verwendet, die im Raum zueinander positioniert werden. Im nächsten Schritt begeben sich Teilnehmer zu diesen Instrumenten, mit denen sie ihre Rolle als Stellvertreter selbst wählen. Dann findet eine nonverbale Kommunikation als spontane musikalische Improvisation statt, die anschließend verbal geklärt und ergänzt wird. Zu einer Lösung gelangt das System hier ebenfalls nach Änderung der räumlichen Anordnung zueinander u.U. mit Wechsel des Instrumentes und anschließend erneuter Improvisation und verbaler Klärung. Ziel ist ein Ergebnis, das alle Mitspieler mehr zufriedenstellt.
Der Einsatz von Musikinstrumenten vertieft die persönliche emotionale Resonanz der stellvertretenden Personen und verhilft sowohl diesen als auch der Gruppe zu einem ganzheitlicher erfahrenen Erlebnis. Die Stellvertreter haben hierbei mehr Möglichkeiten zu eigener Selbsterfahrung.