Musikalische Improvisation

 

 

Musikalische Improvisation bedeutet spontane Kommunikation durch Austausch akustischer Signale. Teilnehmer einer improvisierenden Selbsterfahrungsgruppe sind keine professionellen Musiker sondern Laien. Die verwendeten Klang- und Rhythmusinstrumente setzen keinerlei Vorkenntnisse voraus. Jedermann kann sich auf diese Art verständigen, da das zugrunde liegende Musikverständnis zwar einerseits modern (Jazz), andererseits ursprünglich ist. Bis zum Barock verstand man Musik nicht als Darbietung sondern als Kommunikation.

Als Ergänzung einer verbalen Selbsterfahrungsgruppe fördert die Einbeziehung musikalischer Improvisation – wie allgemein nonverbaler Elemente – die Wahrnehmung von Emotion und Körpergefühl, spontanen Selbstausdruck und Intuition. Sie kultiviert Empathie und Beziehungsfähigkeit, stärkt Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein und Vitalität und trainiert aktiv konstruktives Zuhören.

Im musikalischen Austausch widersprechen sich Gegensätze nicht, sondern ergänzen einander. Intensiviertes Hören von sich selbst schließt bei gemeinsamer Improvisation das Hören des Anderen nicht aus sondern ein, selbst wenn gleichzeitig „gesprochen“ wird. Frage, Antwort und Handlung bilden eine Einheit. Der in der Gruppe improvisierende Mensch kann sich auf einzigartige Weise gleichzeitig als Individuum und als zugehöriger Teil eines Kollektivs erfahren. In dieser Besonderheit besteht eine Parallele zu systemischen Aufstellungen.

Während ausschließlich verbale Kommunikation, linkshirnig betont, das Individuum in alten Denkstrukturen und Selbstkonzepten gefangen hält, eröffnet ihm ungewohnte nonverbale Kommunikation, rechtshirnig lokalisiert, besonders über den Hörkanal neue Möglichkeiten freier Selbstgestaltung.

Wesentliches Charakteristikum von Improvisation ist das Spielerische im Gegensatz zu demonstrierter Leistung. Improvisieren heißt Experimentieren, gleicht einem Sprung ins Unbekannte und inspiriert somit Mut. Die Flow-Qualität voraussetzungsloser Freude an eigener zweckfreier Aktivität wird neu erlebbar.

Dieses Potential bewirkt, dass musikalische Improvisation in einer Selbsterfahrungsgruppe psychohygienisch auch als Burnout-Prävention wirken kann.