Das Leben gleicht einem Fluss.
Am Ufer stehend lernt man nicht zu schwimmen.
Aaron Antonovsky

 

Der Wortbedeutsalutogeneseung nach bezieht sich Burnout auf einen psychophysischen Zustand energetischer Erschöpfung mit einem Gefühl, ausgebrannt zu sein. Burnout ist zu einem viel verwendeten Begriff geworden, mit dem zahlreiche psychische Störungen zusammengefasst werden, weswegen  sich eine Aufzählung spezieller Symptome im Grunde erübrigt.
Statistiken und Medien weisen seit langem auf eine ständige Zunahme von Burnout-Beschwerden vor allem bei helfenden, sozialen und pädagogischen Berufen hin. Dies mag u.a. damit zusammenhängen, dass Helfer generell dazu tendieren, sich in ein Gegenüber einzufühlen, indem sie sich selbst zurückstellen und weniger wahrnehmen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die psychischen Probleme der Klienten ein hohes Ansteckungspotential beinhalten. Außerdem haben in helfenden, pädagogischen und sozialen Berufen bürokratische Aufgaben übermäßig zugenommen, die Kreativität unterdrücken.
Da die Diagnose “Burnout” als weniger stigmatisierend empfunden wird als z.B. „Depression“, können sich gefährdete Menschen die Notwendigkeit einer generellen Vorbeugung gegenüber psychischen Störungen eher ein-und zugestehen.  Burnout sollte möglichst in erster Linie als Warnhinweis begriffen werden, dass sozial überforderte Menschen allgemein ein Training ihrer Selbstwahrnehmung und Übung in Selbstfürsorge brauchen, um nicht psychisch zu erkranken. Dass Vorsorge körperlichen Erkrankungen vorbeugen kann, hat sich als Erkenntnis durchgesetzt. Hinsichtlich der Psyche ist diese Vorstellung noch wenig verbreitet. Häufig wird angenommen, dass mehr Erholung und Entspannung hilfreich sein müssten. Der Burnout-gefährdete Mensch kann jedoch Urlaub und Freizeit meist gar nicht genießen und schwer entspannen. Entsprechend dem Salutogenese-Konzept benötigen gefährdete Menschen eher ein psychisch herausforderndes Training. Nur dieses kann sie aus dem Gefangensein in routinemäßigem Funktionieren befreien, das ihre Kreativität absterben lässt. Dabei sind spielerische Elemente entscheidend. In ernst genommenem Spiel musikalischer Improvisation darf sich der Mensch einschließlich selbst gesetzter Begrenzungen vergessen, mit unbekannten Selbstanteilen experimentieren und kann dabei seine Freude an eigener konstruktiver Aktivität neu entdecken, die unverzichtbar für ein Gefühl erfüllten Lebens ist.
Geeignetes psychopräventives Training beinhaltet Selbsterforschung. Es sollte sich sich möglichst um freiwillige und selbst gewählte Selbsterfahrung (nicht lediglich um obligate als Teil von Ausbildungsgängen) handeln. Nur solche Selbsterfahrung ist in der Lage, auch zusätzliche konzentrierte Lebenserfahrung zu vermitteln.
Selbsterfahrung dieser Art setzt eine geeignete Gruppe als Basis und Rahmen voraus. Nach der Grundannahme der Systemtheorie ist der Mensch von Natur aus ein essentiell soziales Wesen und benötigt die Gruppe sowohl für sein Selbstverständnis als auch zu sozialem Lernen. Systemaufstellungen bieten einen Weg an, einerseits eigene Verstrickungen aufzulösen, andererseits sich mit den eigenen Wurzeln stärker zu verbinden, ohne die eigene kulturelle oder religiöse Identität infrage zu stellen.